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Merkwürdige Menschen

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Beitrag  MuMiNa Sa Nov 08, 2008 2:16 pm

Merkwürdige Menschen




Beti Kituku lebt seit einiger Zeit mit ihren beiden Kindern im Lager. Die kleine Elisabeth ist gerade mal anderthalb Monate alt.

Wir sind im Mpogo Islamischen Zentrum (MIC) in Uganda. Zwei alte Männer gehören zu den Gründungsmitgliedern - Schaich Maazi Zaidi, zugleich der Hauptförderer, ist Kaufmann. Hussein Dschombo betreibt eine Maismühle, Schaich Mtwalibi Kafo, der Vorsitzende, ist ebenfalls Händler, aber auch Transportunternehmer. Im Halbdunkel der bescheidenen Räume ist es etwas weniger heiß als draußen, und später, als ein kurzer aber kräftiger Regenguß auf das Wellblechdach prasselt, kommt sogar ein frischer Luftzug durch Fenster und Türen. Schaich Kafo hat eine Begrüßungsrede vorbereitet, er gibt mir ein Exemplar davon in die Hand, damit ich mitlesen kann, während er sie vorträgt. Mich erstaunt auf gewisse Weise, aber dann doch nicht wirklich, zu hören, daß ich in ihrem Islamischen Zentrum der erste ausländische Besucher überhaupt bin.
Dann gehen wir gemeinsam wir den Projektabschlußbericht durch, es geht um Lebensmittelverteilung in Form von Maismehl, dem örtlichen Hauptnahrungsmittel, an Flüchtlinge aus Kenia, die bei Lwakhakha, Malaba, Mount Elgon und Chebukube über die Grenze nach Uganda gekommen waren. Insgesamt wurden 2252 Personen versorgt, 5 kg Maismehl pro Kopf (von Kleinkindern abgesehen) und pro Woche, für insgesamt drei Wochen, vom 10. Januar bis 3. Februar. muslimehelfen (mh) hatte dafür 7.995 Euro zur Verfügung gestellt, die komplett für den Kauf der 32 Tonnen Maismehl verwendet werden konnten, weil das MIC die sonstigen Kosten für Transport, Verteilung usw. selbst getragen hat. Ebenfalls aus eigenen Mitteln finanzierte das MIC 10 Tonnen Bohnen und half weiterhin durch Verteilung von Decken, Töpfen, Wasser, Seife und beglich die Kosten für erforderliche ärztliche Versorgungen.
Der Betrag von 7.995 Euro mag im Vergleich zu dem, was zur Versorgung der Flüchtlinge insgesamt aufgewendet werden muß, gering erscheinen. Aber das Bedeutsame daran ist: Dieser Betrag wurde eingesetzt, als sonst noch niemand half. So wurde die Ernährung von über 2000 Flüchtlingen gesichert und verhindert, daß diese armen Menschen notgedrungen bettelnd umherziehen mußten. Die örtlichen Behörden waren zwar in der Lage, provisorisch ein paar Schulgebäude freizumachen, um die Flüchtlinge dort unterzubringen, aber in keiner Weise darauf vorbereitet, diese Menschen auch mit Nahrung und Kleidung versorgen zu müssen. In einem Zeitungsbericht hieß es: "Manche der Verzweifelten sind dazu übergegangen, durch die Straßen zu ziehen und zu betteln, um Essen an Häusern und Essensreste von den wenigen Gaststätten, die noch offen sind."

Den großen Hilfsorganisationen, auch den muslimischen, mag diese Katastrophe zu klein gewesen sein, um sich hier zu engagieren. Von irgendwelchen anderen muslimischen Hilfsorganisationen sah ich keine Spur. Wer gern als "global player" wahrgenommen werden möchte, muß da in Erscheinung treten, wo die Medien präsent sind. Hinter der Grenze von Kenia, in Uganda, waren die Medien nicht. Aber die Unterstützung von mh war da, als sie gebraucht wurde, rechtzeitig, ohne allzu großen Aufwand, auf bewährte Weise mit Hilfe einer örtlichen Partnerorganisation eben.

In der jetzigen Situation ist das Engagement von mh nicht wirklich mehr zwingend erforderlich. Die Regierung von Uganda und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen sind tätig geworden, haben sich der Flüchtlingsfürsorge angenommen und würden aus nachvollziehbaren Gründen ein Mitwirken Anderer nur unter ihrem Dach gestatten, d.h. in enger Koordination, die ihrerseits wiederum einen erhöhten Verwaltungsaufwand für alle Beteiligten verursachen müßte. Natürlich brauchen diese bedauernswerten Menschen weiterhin Unterstützung und Hilfe, keine Frage, aber jetzt, unter den veränderten Umständen, ist es nicht mehr wirklich erforderlich, daß mh dies leistet. Unser Beitrag wurde geleistet, als sonst niemand mithalf, jetzt sind Andere für weitere Hilfe besser geeignet als wir.

Im Büro des MIC erfahre ich auch, daß Ahmet, der Sekretär, gestern (!) Muslim geworden ist. "Al-hamdu li-llah" sage ich und frage "Wie das?" - "Er war Christ und hieß Enor", wird mir erklärt, "er hat sich lange mit dem Islam befaßt und viel gelesen. Und da war ein Buch, das den Ausschlag gegeben hat", fährt der Vorsitzende Schaich Kafo fort. Er greift aus einem verstaubten Regal ein zerfleddertes Buch heraus. Es hat einen grünen Umschlag und trägt den Titel "Ulum al-qur´an. Introduction to the sciences of the Qur´an." An so etwas hatte ich nicht gedacht - hier, am östlichen Zipfel von Uganda, im Busch darf man sagen, so ein Buch! Ich sage noch einmal "al-hamdu li-llah." Der Sekretär Ahmet selbst ergänzt: "Ich kannte diese Organisation von Anfang an. Ich war einer der ersten, denen sie geholfen hat, da ging ich noch zur Schule. Ich habe dann auch immer mitgeholfen, wenn es ging. Jetzt bin ich in der Distrikt-Justizverwaltung tätig und sehr froh, weiterhin praktisch mitarbeiten zu können." Die Geschichte von Ahmet war erstaunlich. Mir wäre nicht in den Sinn gekommen, ausgerechnet hier ein Exemplar meines vor über 20 Jahren veröffentlichten Buches vorzufinden, geschweige denn, welche Folgen dies haben sollte. Ich bin ja bekanntlich nicht auf den Mund gefallen, aber jetzt genügte es mir, voll Erstaunen und aus ganzem Herzen, noch einmal zu sagen: „al-hamdu li-llah.“

Von verschiedenen kleineren provisorischen Auffangstätten, wo die Flüchtlinge aus Kenia anfangs untergebracht waren, wurden sie schließlich nach etwa drei Wochen an einen zentralen Ort gebracht. Dort hat die Regierung mit Unterstützung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen ein Zeltlager aufgebaut. Hunderte von Zelten gibt es hier, dazu Wassertanks, Latrinen und was sonst noch zur Grundausstattung gehört. Alle etwa 3000 Flüchtlinge sind an diesem Ort, nicht weit von der Grenze, doch in einer recht abgelegenen Gegend, etwa zehn Kilometer von der Stadt Tororo entfernt, im Gemeindebezirk Mulanda, auf dem Gelände eines Polytechnisches Lehrerbildungszentrums.
Größere Lager für Flüchtlinge mögen ihre Vorteile haben, insbesondere für die Organisationen, die sie betreuen. Alle, die versorgt werden müssen, sind an einem Ort, Lebensmittel, Wasser, Medikamente beispielsweise können in größeren Mengen beschafft, zentral gelagert und nach Bedarf ausgegeben werden. Aber solche Lager haben auch ihre Nachteile. Je mehr Menschen an einem Ort, um so leichter verbreiten sich Krankheiten. Auch ist die Versorgung trotz Zentralisierung nicht immer optimal. Ich habe Hunderte von Zelten gesehen, aber keine Moskitonetze, obwohl hier Malariagebiet ist. Auf einem Plakat steht zu lesen: „Vergewaltigung ist ein Schwerverbrechen. Laßt es nicht zu!“
Und wie sieht die Zukunft all dieser Menschen aus? Das hängt vor allem von der weiteren Entwicklung in Kenia ab. In diesem großen Sammellager sind sie nun schon einen ganzen Monat untergebracht, für das Allernotwendigste ist gesorgt: Grundnahrungsmittel (Maismehl und Bohnen), ein paar Kleidungsstücke, eine Zeltbehausung stehen allen zur Verfügung. Ansonsten fehlt fast alles: Kein Zucker, kein Paraffin für die Lampen …

Wir gehen ziellos zwischen den Zelten umher. Plötzlich steht eine ältere, hagere Frau vor uns, strahlt über das ganze Gesicht und begrüßt mit sichtbarer Freude meine Begleiter vom MIC. Sie gehöre zu den Flüchtlingen, die anfangs vom MIC versorgt wurden, wird mir gesagt. Sie führt uns weiter durch das Lager bis zu dem Zelt, das hier als Bleibe für sie und ihre vier Kinder dient. Frau Khadidschah Masera ist 52 Jahre alt und seit 1994 Witwe. Sie stammt aus einem kleinen Ort im Tesso Distrikt Kenias, 13 km von der Grenze entfernt. Sie floh zu Fuß am 31. Dezember und erreichte Uganda am 1. Januar. Die Grenzpolizei brachte sie und ihre vier Kinder, mit denen sie unterwegs war, in einem Kleinbus, nach Lawakhakha, wo eine geräumte Schule für sie und zahlreiche andere Flüchtlinge die erste Bleibe bot. Dorthin kamen auch die Helfer vom MIC. Khadidschah betrieb eine kleine Landwirtschaft, die aber doch so viel einbrachte, daß sie allen vier Kindern den Schulbesuch ermöglichen konnte. Ihre Kinder sind Haschim 17, Adam 13, Mosa 11 und Zainab 9 Jahre alt.
Bei Khadidschahs Kindern treffen wir auch auf Beti Kituku, eine jüngere Frau. Sie hat zwei Töchter, die vierjährige Rebekka und Elisabeth, anderthalb Monate alt. Elisabeth wurde drei Tage vor der Flucht aus Kenia geboren. Beti und Khadidschah waren Nachbarn gewesen. Beti handelte mit gebrauchter Kleidung, ihr Ehemann Joschua Motoku, 30 Jahre, war Tankwart an einer Tankstelle. Seit dem „Vorfall“, sagt sie, hat sie ihn nicht mehr gesehen, sie weiß nichts über ihn, nicht wo er ist, nicht einmal, ob er noch lebt. Nachdem Beti im ersten provisorischen Lager, einer Grundschule in Malaba, in Sicherheit war, bekam die kleine Elisabeth, nun gerade fünf Tage alt, Lungenentzündung. Die Helfer vom MIC, die am 3. Januar auch dieses Flüchtlingslager besuchten, um festzustellen, was sie dort tun könnten, entdeckten das todkranke Kind, brachten es ins örtliche Krankenhaus und beglichen auch die Rechnung für die Behandlung. Zuerst am Tropf, später mit Injektionen und Medikamenten gestärkt, konnte die kleine Elisabeth nach einer Woche wieder zu ihrer Mutter zurück. Jetzt geht es ihr vergleichsweise gut, sagt die Mutter, aber gesund ist sie noch immer nicht. Die Nase sei verstopft, das Atmen nicht normal, und auch das Stillen bereite Probleme. Was denn der Arzt im hiesigen Lager tue, frage ich. Man habe ihr Milchpulver für das Baby gegeben, aber bisher noch nichts gegen die Atemprobleme. Ich sehe das Elend: Das Wasser, mit dem das Milchpulver für die kleine Elisabeth angesetzt wird, muß in einem Topf über einem brennenden Holzscheit am Boden zum Kochen gebracht werden. Außerdem erfahre ich, daß die kleine Elisabeth jetzt auch noch einen Hautausschlag bekommt, es gebe keinen Puder und auch nicht ausreichend Seife. Ich bin froh, daß sich beides besorgen läßt …

Der „Vorfall“ - vorsichtig versuche ich herauszufinden, was geschehen war: Warum mußten die Leute überhaupt fliehen? Warum wurden sie denn angegriffen? Es wurde behauptet, sagen die Frauen, daß der Stamm Kamba, dem sie angehören, den Stamm der Kikuju unterstütze, der wiederum den Stamm Dschaluo um den Wahlsieg betrogen habe. Offenbar gab es eine Art Protestdemonstration, eine Menge Leute zog aufgebracht los, dann, so berichtet Khadidschah, stürmten plötzlich Menschen ihr Haus, zündeten es an, stachen ihr Kleinvieh ab, rannten mit ihren Vorräten an Maismehl, Bohnen und allem sonst davon. Khadidschah ergriff die Flucht.
Ganz genau so geschah es wohl mit dem Nachbarhaus. Beti Kituku saß mit ihrem Mann beim Mittagessen, als die Demonstranten und Plünderer eindrangen. Sie habe ihre ältere Tochter bei der Hand und ihr Neugeborenes auf den Arm genommen und sei davon gelaufen, sie zur einen Seite, ihr Mann zur anderen. Das sei am 31. Dezember gewesen, etwa um zwei Uhr nachmittags. Sie habe nichts mitnehmen können, nur ihre beiden Kinder und die Kleider, die sie anhatten, und sich anderen Flüchtlingen angeschlossen, die in Richtung Uganda loszogen. Von ihrem Mann habe sie seither keinerlei Nachricht. Und ihre Nachbarin Khadidschah habe sie dann später im Flüchtlingslager gefunden, wo die Menschen nach ihren vermißten Angehörigen zu suchen begannen. „Seither sind wir zusammen“, erklärt Khadidschah, und wie selbstverständlich fügt sie hinzu, „wir bleiben es auch. Jetzt sind wir eine Familie.“

Die wahren christlich-muslimischen oder muslimisch-christlichen Beziehungen finden nicht auf Tagungen und Konferenzen statt, so interessant und vielleicht sogar manchmal nützlich diese sein mögen. Denn bei solchen Veranstaltungen geht es in der Regel erst einmal darum, überhaupt die Voraussetzungen für diese Beziehungen zu schaffen. Die wahren christlich-muslimischen Beziehungen werden auch nicht von ausländischen Organisationen aus Europa nach Afrika oder sonst wohin in die muslimische Welt vermittelt, so bedeutsam solchen Organisationen derartige Initiativen auch vor dem Hintergrund der eigenen Umstände erscheinen mögen. Die wahren christlich-muslimischen Beziehungen werden vielmehr von gläubigen Menschen vor Ort im Alltag gelebt, praktisch, ohne viel Aufhebens davon zu machen, schlicht und bescheiden, still und wirksam. Die Welt ist voller merkwürdiger Menschen - merkwürdig im eigentlichen Sinn des Wortes: würdig, d.h. wert, daß man sie bemerkt. Nur weil uns von so vielen Seiten schon vorgegeben wird, wen wir wahrzunehmen haben, nehmen wir diese wirklich Merkwürdigen nur selten wahr. Bemerkenswerte Menschen, wirklich bemerkenswerte - Schaich Kafo und seine Helfer, Ahmet, der bis gestern noch Enor hieß, Khadidschah Masera, die kleine Elisabeth mit ihrer Mutter, und die vielen anderen im Osten Ugandas an der Grenze nach Kenia


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